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Ein kleines Haus unter Sternen

Das Zollhaus, der Gletscher, die Stille.

 

Ich wache auf, von der Stille und einem leisen Wind geweckt. Meine Frau schläft, unsere Gläser stehen noch am kleinen Holztisch neben dem Bett.

Ich gehe kurz vor die Tür. Man sieht noch die Spuren unserer Tritte im Schnee, denn wir sind erst gestern angekommen. Die Schneeschuhe lehnen an der Hüttenwand. Unsere Winterdecken liegen auch draußen auf der Bank. Abends sind wir hier draußen gesessen, warm eingemummelt, haben unser Weinchen getrunken und waren so benommen vom gigantischen Sternenhimmel über uns, dass irgendwann so etwas wie Ehrfurcht in uns gewachsen ist. Dieses Gefühl wird auch heute bleiben. Das und diese Stille, die langsam aber sicher auch in mir ankommt und nichts hatte ich mir mehr gewünscht.

Während meine Frau sich im kleinen Zollhaus in die Federbetten kuschelt und nur ihr Haarschopf zwischen den rot-weiß-karierten Kästchen der Bettwäsche rausschaut, hole ich noch kurz meine Mütze und meine Handschuhe und steig‘ in die Wanderstiefel, die wir neben der Tür abgestellt haben.

Ich stapfe los, in den Morgen hinein. Alle Gedanken liegen im Tal. Alles Unnütze hat sich verflüchtigt. Eine leise Wintersonne kündigt sich mit roten Streifen am Himmel an. Ein Luftzug fährt über den Schnee, kleine Kristalle fliegen auf. Ich spüre die kalte Luft auf meinen Wangen, es knirscht unter den Sohlen, alles reduziert sich auf den Hauch meines Atems. Die Sonne wird langsam etwas größer, noch nicht wirklich mächtig, aber lockend, hell und irgendwann ist alles um mich in Licht geflutet. Ich bleibe stehen und rühr‘ mich nicht mehr von der Stelle. Minutenlang kann ich nur starren, schauen, atmen.
Dann gehe ich zurück zum Zollhäuschen, das da warm und zart am Hang liegt. Meine Frau steht mit dem Gesicht in der Sonne in der Tür und grinst mich an. Hunger? Ja. Die Schöne Aussicht ist nicht weit entfernt, grade mal 800 Meter. Da wartet schon unser Frühstück auf uns.